HANNO OTTEN, Schlacht

SCHLACHT
Hanno Otten

April 15th – June 18th, 2016

| EN

“I don’t declare war and I don’t say how it should be seen either.”
Hanno Otten

HANNO OTTEN (born 1954) is renowned above all for his work with colour. For some years, however, the Cologne-based artist has become increasingly interested in war as a theme: What is war? How does war come about? What is war about? Exploring the subject in intense detail, OTTEN developed a new cycle of works, part of which is now to be exhibited for the first time in public at | PRISKA PASQUER. The exhibition consists of three large-scale battle pictures, photo-text piece “Die Schlacht” and video “Beirut”.

HANNO OTTEN is an artist whose work is derived from plumbing the depths of his theme for years on end. He has explored colour for many years, taking an almost scientifically systematic approach. Another important theme in his art is war. The first photo-text piece was completed back in 1993, followed by the video “Beirut” five years later. However, it was to take some further years until OTTEN found what he felt to be an adequate form for presenting his subject: the battle pictures measuring 2.30 x 7 metres in landscape format.

For HANNO OTTEN, the outbreak of the Balkan War was the catalyst for his interest in exploring the subject on an artistic level. Having been brought up believing that war was a thing of the past in Central Europe, the Yugoslav Wars in the early 1990s changed his worldview fundamentally. What is war? How does war come about? What is war about? Based on these underlying questions, HANNO OTTEN revisited the scenes of the First and Second World Wars. He delved into artistic works on the subject such as historical paintings, war novels, operas and war films, but also into specialist literature on military history and research into violence. And then he began to approach the subject with his own artistic means. The photo-text piece “Die Schlacht” was created in 1993, based on an article by German newspaper correspondent Monika Borgmann. Filmed in 1998, the “Beirut” video alludes to the ritual and stigmatising cutting of hair, a widespread practice in times of war. Several years later, HANNO OTTEN finally knew how he would approach the subject: “It must simply be painted. There has to be a physical conflict. We have certain thought structures that we always repeat, even when examining war. But I want to get away from the representational documentary depiction and move towards a non-conceptual, physical approach.”

Leaving aside the specific events, all wars ultimately show the same basic structures: there are recurring elements that are displaced and disrupted at certain points by unusual and unforeseeable events. Based on this knowledge, HANNO OTTEN developed the various picture structures for the battle pictures, opting for a wide landscape format in homage to the classic genre. However, the size of the pictures ended up presenting a particular challenge for him: they should be large and powerful – but without overwhelming the audience. He experimented until he found a suitable format “at eye level” – 2.30 × 7 metres. He completed the first battle pictures in 2006.

HANNO OTTEN is not a painter, but rather sees himself as an artist who uses the medium he deems the most appropriate in each case. When dealing with the subject of war, the physical aspect was of particular importance to him – this was to be a key factor in both the creation and reception of the battle pictures. Even though he prepares each work with numerous composition studies, OTTEN then allows himself free rein on the canvas. The three battle pictures in the exhibition were created in 2007, 2014 and 2015. The works themselves could not be more different: one is in bright colours with cross-running stripes, another sober and unreserved with a pattern on colourless ground canvas, the third entirely in black and white with gentle, deliquescent structures. All pictures have several levels. They can be observed from a distance, but also right up close – you can walk past them or head straight towards them and out again. They are battle pictures of the 21st century. They challenge their audience. They tell them no story, provide them with no explanation, but open their eyes instead.

| DE

„Ich erkläre Krieg nicht und ich sage auch nicht, wie er zu sehen ist.“
Hanno Otten

HANNO OTTEN (*1954) ist bislang vor allem bekannt für seine Auseinandersetzung mit Farbe. Seit einigen Jahren gilt das Interesse des Kölner Künstlers jedoch zunehmend dem Thema Krieg: Was ist Krieg? Wie entsteht Krieg? Worum geht es im Krieg? In intensiver Beschäftigung mit dem Sujet entwickelte OTTEN einen neuen Werkzyklus, der nun bei | PRISKA PASQUER in Teilen erstmals öffentlich vorgestellt wird. Die Ausstellung umfasst drei großformatige Schlachtenbilder sowie die Foto-Text-Arbeit „Die Schlacht“ und das Video „Beirut“.

HANNO OTTEN ist ein Künstler, dessen Werke aus der intensiven, jahrelangen Auseinandersetzung mit seinem Thema entstehen. So hat er sich mit fast wissenschaftlicher Systematik über mehrere Jahre mit Farbe beschäftigt. Ein weiteres wichtiges Thema seiner Kunst ist Krieg. Bereits 1993 entstand eine erste Foto-Text-Arbeit, fünf Jahre später das Video „Beirut“. Und doch sollte es noch Jahre dauern, bis OTTEN zu der in seinen Augen adäquaten Darstellungsform des Sujets fand: dem querformatigen Schlachtenbild in den Maßen 2,30 x 7 m.

Auslöser für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg war für HANNO OTTEN der Ausbruch des Balkankriegs. Aufgewachsen in dem Bewusstsein, dass es in Mitteleuropa keine Kriege gibt und auch nie mehr geben würde, veränderten die Jugoslawienkriege zu Beginn der 1990er-Jahre sein Weltbild fundamental. Was ist Krieg? Wie entsteht Krieg? Worum geht es im Krieg? Ausgehend von diesen grundsätzlichen Fragen besuchte HANNO OTTEN die Schauplätze des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Er beschäftigte sich mit künstlerischen Arbeiten zum Thema wie Historiengemälden, Kriegsromanen, Opern und Kriegsfilmen, aber auch mit Fachliteratur zu Militärgeschichte und Gewaltforschung. Und er begann, die Thematik mit künstlerischen Mitteln zu bearbeiten. Basierend auf einem Artikel der ZEIT-Korrespondentin Monika Borgmann entstand 1993 die Foto-Text-Arbeit „Schlacht“. Das 1998 gedrehte Video „Beirut“ spielt an auf das in Kriegszeiten verbreitete rituelle und stigmatisierende Haareschneiden. Einige Jahre später war HANNO OTTEN klar, wie er das Thema angehen würde: „Das muss einfach gemalt werden. Es muss eine körperliche Auseinandersetzung geben. Wir haben bestimmte Denkstrukturen, die wir immer wiederholen, auch bei der Betrachtung des Krieges. Ich aber will weg von der gegenständlich-dokumentarischen Darstellung, hin zu einer nicht-begrifflichen, physischen Auseinandersetzung.“

Abstrahiert man von dem tatsächlichen Geschehen, zeigen alle Kriege letztendlich dieselben Strukturen: Es gibt sich wiederholende Elemente, die von ungewöhnlichen und nicht vorhersehbaren Ereignissen punktuell überlagert und gestört werden. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte HANNO OTTEN die verschiedenen Bildstrukturen der Schlachtenbilder, wobei er sich in Anlehnung an das klassische Genre für ein breites Querformat entschied. Eine besondere Herausforderung war für ihn dann jedoch die Größe: Die Bilder sollten groß sein, Kraft haben – aber sie sollten den Betrachter auch nicht überwältigen. Er experimentierte, bis er mit 2,30 x 7 m zu einem Format „auf Augenhöhe“ fand. 2006 vollendete er die ersten Schlachtenbilder.

HANNO OTTEN ist kein Maler, sondern er versteht sich als Künstler, der jeweils das Medium benutzt, das er für angemessen hält. Bei seiner Auseinandersetzung mit dem Krieg war ihm der physische Aspekt besonders wichtig – dieser sollte sowohl bei der Entstehung als auch bei der Rezeption der Schlachtenbilder zum Tragen kommen. Auch wenn er jedes Werk mit zahlreichen Kompositionsstudien vorbereitet, führt OTTEN es anschließend frei agierend auf der Leinwand aus. Die drei Schlachtenbilder in der Ausstellung entstanden 2007, 2014 und 2015. Die Werke könnten unterschiedlicher nicht sein: Das eine leuchtend bunt mit quer verlaufenden Streifen, das nächste nüchtern und zurückgenommen mit einem Raster auf farblos grundierter Leinwand, das dritte fast ganz in schwarz-weiß mit zarten, verlaufenden Strukturen. Alle Bilder haben mehrere Ebenen. Man kann sie aus großer Entfernung betrachten, aber auch ganz aus der Nähe, ja man kann sie abschreiten oder auch geradezu in sie hineintreten und wieder heraus. Es sind Schlachtenbilder des 21. Jahrhunderts. Sie fordern den Betrachter heraus. Sie erzählen nicht, sie erklären nicht, sondern sie öffnen den Blick.