FINISSAGE

RADENKO MILAK
FROM THE FAR SIDE OF THE MOON

Samstag, 26. August 2017, 16-20 Uhr

Welt, Veröffentlicht am 29.07.2017

ZU HAUSE IST DIE KUNST AM BESTEN
Von Alexandra Wach

Keine Reise nach Venedig:
Ein Rundgang durch die Galerien von Köln zeigt, wie
die enttäuschende Kunstbiennale hier ihre Blüten treibt

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Eine regelrecht symphonische Bildmanie hat längst Radenko Milak eine Straße weiter bei Priska Pasquer entwickelt (bis zum 26. August). Sein akribisch aus Printmedien und dem Internet schöpfendes Archiv umfasst vor allem ikonische Motive, die sich in unser kulturelles Gedächtnis eingegraben haben: ölverschmierte Seevögel, München 1972, die Reichspogromnacht 1938. In Venedig repräsentiert er zurzeit Bosnien mit seiner Schau „University of Disaster“, die sich aus dem Projekt „365 – Image of Time“ entwickelt hat. Milak nahm sich ein Jahr lang täglich eine Fotografie der Zeitgeschichte vor und übertrug sie in ein Schwarz-Weiß-Aquarell. In Venedig zeigt er außerdem großformatige Aquarelle der Elemente Luft, Feuer, Erde und Wasser, in die er Andeutungen zeitgenössischer Katastrophen eingefügt hat.

In Köln spinnt er nun mit „From the Far Side of the Moon“ seinen Ansatz weiter. Diesmal spüren seine riesigen Aquarelle dem Geschehen in Mikro- und Makrowelten nach, die nur dank neuester optischer Verfahren sichtbar werden. Angesichts dieser der menschlichen Wahrnehmung verborgenen Dimensionen erscheint sein erster Animationsfilm wie ein melancholischer Kommentar des menschlichen Destruktionstriebs (25.000 Euro). Seine Kunst behauptet, der Gesellschaft sei irgendwo zwischen Caspar David Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von 1818, den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki 1945 und den New Yorker Anschlägen vom 11. September der Kompass abhandengekommen.

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